Intelligente Kleiderschränke
So manches Ehedrama könnte vermieden werden.
Als meinem Arbeitskollegen und mir letztens mal wieder langweilig war, standen wir draußen und rauchten eine. Dabei versuchte ich mir das gerade abzugewöhnen, aber es hat nicht hingehauen. Werde es wohl noch mal versuchen müssen. Na egal. Auf jeden Fall sind wir irgendwie auf den Gedanken gekommen, wie es denn wäre, wenn man intelligente Kleiderschränke hätte. Ziemlich abgefahren, ich weiß, aber vielleicht mal eine Geschäftsidee.
Also stelle man sich einen ziemlich großen und massiven Kleiderschrank vor, am besten in schwarz. Rechts an der Seite so etwa in Gesichtshöhe, ausgehend von einer Körpergröße von 1,75 m befinden sich eine kleine Tastatur, ein Mikro sowie ein Lautsprecher und ein Display. Unten ist ein Schacht wie bei den meisten Zigarettenautomaten. Da kommt dann die Kleidung raus. Links ist eine Öffnung, in die neue Kleidungsstücke eingeworfen werden können.
Wir haben uns das so gedacht. Man steht morgens auf, tippt die Wetterlage und die Farben ein, die man tragen will und schwupp spuckt der Schrank genau die passenden Klamotten aus. Endlich müsste man nicht mehr stundenlang vor diesem Kasten stehen und schauen was man einziehen kann und was zueinander passt. Das würde der Schrank schon machen, basierend auf einigen Grundeinstellung die man vorgenommen hat. Wir fanden die Idee am Anfang echt toll und haben sie sogar noch erweitert und zwar zum intelligenten Kleiderschrank mit Waage. Also, das funktioniert dann so, dass man sich erst auf die Waage stellt und je nach Gewicht sucht der Kleiderschrank was vorteilhaftes aus. Hier sind wir allerdings auf die ersten Hürden gestoßen: Was passiert, wenn man nun ein bisschen zu viel genascht hat. Wie reagiert dann der Schrank. Das sich daraus ergebende Horror-Szenario: Es erklingt eine strenge Männerstimme aus dem Lautsprecher des Schrankes: "Es befinden sich keine passenden Kleidungsstücke im Lager, bitte füllen Sie das Depot mit Kleiderstücken der Konfektionsgröße XXL auf." Dann wird ein Notsystem gestartet und unten kann man sich dann seinen Kartoffelsack aus dem Schacht holen. Ziemlich hart, ich weiß, aber eine Lösung!
Je mehr wir über unsere Geschäftsidee nachdachten, umso mehr solcher Probleme tauchten auf. Ganz besonders zu knabbern hatten wir an den Socken. Normalerweise trägt man als Mann ja die Socken passend zum Anzug. Da war schon das erste Problem. Was, wenn mal die passenden Socken nicht mehr parat waren und der Schrank zu einem dunkelblauen Anzug grüne Socken als Alternativlösung wählt? Dagegen kann man mit der "Einspruchtaste" vorgehen. Dann wird der Schrank gezwungen eine neue Kombination zu wählen oder das Notfallprogramm zu starten, das in diesem Fall zwei nicht zusammen gehörende Socken sucht, die aber die richtig Farbe haben. Also, geht doch.
Das mit der "Einspruch-Taste" sollte aber dann doch zu mehr Komplikationen führen, als wir am Anfang gedacht hatten. Die kann man ja recht oft benutzen, wenn man will. Wenn der Schrank einen Mal nervt kann man ja so lange Einspruch erheben, bis einem gefällt was er da ausgibt und dann ist die ganze Idee am Arsch, weil man sich dann eben so gut wieder vor einen normalen Kleiderschrank stellen kann und stundenlang reinstiert ohne was passendes zum Anziehen zu finden. Also, wieder nachdenken und dann darauf einigen, dass die "Einspruchtaste" nur dreimal hintereinander gedrückt werden darf. Wenn man ein viertes Mal drückt wieder eine Stimme aus dem Lautsprecher. Diesmal eine strenge Frauenstimme: "Jetzt zieh die endlich an. Du kommst zu spät!". So müsste es eigentlich gehen.
Viel schwieriger war es dann doch mit den Unterhosen. Da ist uns nun kein Notfallprogramm eingefallen, wenn es keine frischen mehr gibt, außer: " Musste halt die voll gepupste von gestern anziehen!" Na das kann nicht gut enden.
Trotzdem würden sich all diese kleinen Problemchen lösen lassen. Was aber würde passieren, wenn der Kleiderschrank mal seinen eigenen Geschmack entwickelt oder er kriegt eine Schnittstelle ins Internet und fängt selbst an Klamotten einzukaufen. Das kann ja dann richtig böse enden. Du kommst eines Morgens ins Zimmer willst eine Jeans und ein T-Shirt und dann meint der Schrank dann so: " Ach nö, das ist jetzt total out. Ich habe da gestern mal was bestellt, das wird dir hervorragend stehen." Raus kommt dann irgendeine Designerhose und ein Fetzenhemd, was aussieht, als hätte es schon etliche Heavy Metall Konzerte miterlebt.
Du drückst die "Einspruchtaste" und der Schrank fragt dich was du für ein Problem mit den Sachen hättest. Daraufhin versuchst du deinem Kleiderschrank zu erklären, dass du lediglich zum Einkaufen gehen willst und diese Fummel nicht tragen wirst. Dieser ist schon ein bisschen genervt und leicht säuerlich, spuckt aber wie programmiert ein neues Outfit aus, was keinen Deut besser ist als das erste: Du betrachtest deine Cordhose mit Riesenschlag und dein rosa Polohemd und denkst du musst kotzen. Also, wieder die "Einspruchtaste" gedrückt. Aus dem Laufsprecher ertönt eine keifend hohe Männerstimme:" Was passt dir denn nun schon wieder nicht?" Diesmal schnauzt du den Schrank an, dass er dir endlich deine Jeans geben soll ohne Mucken zu veranstalten. Dieser weigert sich diesmal vehement und bezeichnet dich als Modemuffel. Das lässt man sich nicht bieten und drückt wieder die "Einspruchtaste", tippt auf der Tastatur blaue Jeans mit weißem T-Shirt ein. Diese kommen dann auch nach langen 3 Minuten raus, da dein Kleiderschrank schmollt. Zu allem Überfluss beschimpft dich der Kasten beim Anziehen noch als fettes Schwein und das du ihn gar nicht zu schätzen wüsstest. Daraufhin regst du dich so dermaßen auf, dass du ihm den Stecker ziehst und denkst du hättest die Sache hinter dich gebracht. Denkste. Am Ende des Monats kommt deine Kreditkartenabrechnung über 1500,00 Euro. Der Schrank hatte ordentlich bestellt. Du fragst dich, was du mit dem ganzen teuren Fummel machen sollst, den du nie tragen wirst und was mit dem Schrank werden soll.
Nun, ich glaube wir überlegen uns das noch mal mit dem intelligenten Kleiderschrank und die Sache mit den Unterhosen ist ja auch noch nicht ganz gelöst.
|