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    Die Entwicklung des Beamten

    Die Entwicklungsgeschichte der Beamten, wissenschaftlich homo sapiens beamtensis, ist erstaunlich jung. Der Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens dieser Gattung ist noch nicht exakt nachgewiesen, dürfte aber höchstens einige hundert bis tausend Jahre zurückliegen. Zur Beachtung: die Grundform, homo sapiens sapiens lässt sich sicher auf zwanzig Millionen Jahre, ja, nach jüngsten Forschungen sogar auf einhundert Millionen Jahre zurück datieren. Das ist auch eine der größten Gefahren, die von dieser Gattung ausgeht, dass sie in einer derart kurzen Zeit eine so große Verbreitung gefunden hat!

    ENTSTEHUNG
    Beamte entwickeln sich nachgewiesenermaßen aus einem homo sapiens sapiens. Dieser wird durch einen formalen Akt, der Verbeamtung, zu einem homo sapiens beamtensis. Gleichzeitig damit beginnt eine Metamorphose, die sowohl innerlich vor sich geht, als auch äußerliche Merkmale hervorbringt. Sofort nach dem Ritual der Verbeamtung kappt ein Teil der Hirnzellen die Verbindung zu seinen Wurzeln und strukturiert sich neu. Ein weiterer Teil wird gänzlich abgeschalten und ein bisher unterentwickelter Bereich des großen Hirnlappens wird mit einer Flut von Reizen nahezu überlastet.
    Dieser Prozess ist unumkehrbar und in seinem Verlaufstempo quadratisch. Zeugen zwei geschlechtlich unterschiedliche Individuen der Gattung homo sapiens beamtensis einen Nachkommen, geschieht das in der Regel durch die sogenannte Erdbebenmethode (bewegungslos übereinander legen und auf ein Erdbeben warten). Diese Nachkommen sind bereits vorbelastet. Bei ihnen verläuft der Prozess der Metamorphose ungleich schneller, sollten sie dem Ritual der Verbeamtung beiwohnen dürfen.
    Die äußerliche Veränderung ist gekennzeichnet durch einen sogenannten EGO-Koeffizienten, der sich graduell an die Besoldungsstufe anlehnt. Er zeichnet sich durch Körperhaltung, Sprache und Kleiderordnung aus. Bei älteren Exemplaren kann man auch einen gewissen Wohlstand und ritualisiertes Konsumverhalten feststellen. Über diesen EGO-Koeffizienten werden auch maßgeblich Balzvorgänge und die gesamte Hierarchieordnung des Rudels gesteuert.

    LEBENSWEISE
    Diese Gattung steht wegen der nicht eindeutig geklärten Entstehungsform und Überlebenschance unter strengem Schutz. Alle Regierungen haben Regelungen erlassen, um ihnen besondere Hege und Fürsorge angedeihen zu lassen. Eine Reihe von Gesetzen wird extra für diese Gattung außer Kraft gesetzt, andere speziell erlassen. Solange es sich um zahme Exemplare handelt, und das sind sie in der Regel alle in zunehmenden Maße, erhöhen sich die Zuwendungen des Staates kontinuierlich. Da sich weder Muskulatur, noch der Bewegungsapparat oder überwiegende Teile des Gehirns übermäßig abnutzen, werden sehr hohe Lebenserwartungen prognostiziert.

    VORKOMMEN
    In den neuen deutschen Ländern gibt es diese Gattung so gut wie gar nicht aus eigenem Aufkommen. Deshalb wurde eine bedeutende Population aus den alten Bundesländern importiert, der man aber wegen der geringeren Menge eine abweichende Entwicklung bescheinigen muss. Insbesondere die oben beschriebenen inneren Veränderungen folgen nicht den quadratischen Entwicklungstempo, sondern sind eher durch exponentielle Modelle erklärbar.

    GEFAHREN
    Die von ihnen ausgehenden Gefahren bestehen zum Einen in einer möglichen Überpopulation und damit in der Verdrängung des homo sapiens sapiens, zum Anderen in einer Verarmung der Gesellschaft durch die Bindung bedeutender Ressourcen durch die besonderen Zuwendungen und nicht zuletzt durch die Erscheinung des homo sapiens beamtensis selbst, der in der Gestaltung seiner Lebensumstände bereits ein besorgniserregendes Eigenleben entwickelt hat.

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