Letzte Aktualisierung: 08. Mai 2006
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Die Friedenskirche Heber

von Hildegard Bosselmann

Im Jahre 1952 ließ die selbständige Gemeinde Heber einen Friedhof anlegen, um nicht mehr den weiten Weg zu haben, ihre Verstorbenen in Schneverdingen zu bestatten. Die politisch selbständige Gemeinde wollte zu der Zeit eine Kapelle auf dem Friedhof errichten lassen, aber dieser liegt fast 1 km außerhalb des Ortes, östlich in Richtung Behringen. Darum wurde vom Gemeinderat beschlossen, eine kleine Kirche mitten in Heber zu bauen.

Das Grundstück wurde sehr schnell gefunden, mitten im Ort, es war Eigentum der Familie Wiechern. Da ein Vorfahr des derzeitigen Besitzers mal eine Andeutung gemacht hatte, dieses Grundstück für eine Kirche bereit zu stellen, sagte Hermann Wiechern: "Wenn dat so wähn schall, gäff ick dat Grundstück for de Keerk."

Im Frühjahr 1956 war die Grundsteinlegung für den Kirchenbau. Am 3. Advent 1956 (nach fast einjähriger Bauzeit) wurde die Kirche vom Landessuperintendenten Hoyer (Stade) und Pastor Heyken (Schneverdingen) eingeweiht. Die politische Gemeinde finanzierte den Bau aus Eigenmitteln und einem Darlehen von 130.000 DM. Als Architekt wurde ein Dr. Mathai aus Hamburg verpflichtet, es war seine erste Kirche, die er baute.


Die Bauarbeiten übernahmen Firmen aus Heber oder Umgebung:

Maurer: Fritz Korte Heber
Zimmerei: Wilhelm Böger Heber
Tischler: Johannes Meyer Heber
Innenausbau: Georg Korte Heber
Dachdecker: August Sachau Schneverdingen

Die Steine kamen von der Ziegelei Koch aus Steinbeck bei Schneverdingen.


Die Friedenskirche Heber (1999)

Wenn wir heute durch den Turm, in dem sich 3 Glocken aus Stahl befinden, die Kirche betreten, kommen wir in eine sehr schlichte kleine Kirche im Stil der 50iger Jahre. Dort finden ca. 200 Menschen einen Platz. Um noch mal zum Turm zurück zu kommen, er hat eine Höhe von ca. 20 Meter. Die Glocken haben ein Gewicht von drei, fünf bzw. sieben Zentnern. Sie wurden in der Hütte "Bochumer Verein" gegossen. Die Anschaffung wurde durch Spenden der Heberer Bürger ermöglicht. Das Läuten erfolgte bis 1964 von Hand, danach gab es ein elektrisches Läutwerk.

Es tut sich die Frage auf, warum Glocke aus Stahl und nicht aus Bronze? Dazu ist zu sagen, dass man in den 50iger Jahren noch im Einfluss des 2. Weltkrieges stand und damals wurden die Glocken, die aus Bronze waren, abgeholt und eingeschmolzen, um daraus Waffen herzustellen. Dieses wollten die Heberer Bürger vermeiden. Aber auch der Name "Friedenskirche" kommt daher, dass die Menschen noch stark unter dem Eindruck des 2. Weltkrieges standen und sie hatten die Hoffnung, das es nie wieder zum Krieg kommen würde.

Wenn wir weiter durch die Kirche gehen, kommen wir direkt auf den Altar zu. Der Altarraum hebt sich durch drei Stufen von dem übrigen Raum ab. Um den Altarraum auch weiter optisch abzugrenzen, hat man einen Rundbogen ausgemauert. Direkt über dem Altar aus Ziegelstein, befindet sich ein rundes Fenster, es ist bunt und in den Farben gelb, blau und grün gehalten. Hiervor wurde ein großes schlichtes Holzkreuz angebracht. Die Kanzel ist schlicht aus Holz, genauso wie das Taufbecken. Das runde Fenster, der Altar, das Kreuz und das Taufbecken wurde von Heberern Handwerkern gestiftet.

Auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite, gibt es eine Orgel-Empore, wo die kirchlichen Veranstaltungen anfangs durch ein gestiftetes Harmonium begleitet wurden. Am 15. Dezember 1963 gab es dann eine Orgel, die von der Firma Hillebrand erbaut wurde.

Eine mit 60 Kilowatt ausgelegte Fußbodenheizung sorgt für ausreichend Wärme. Der Sakristei schloss sich ein Raum für andere Veranstaltungen an. Es gab noch einen weiteren Raum, in dem die Verstorbenen aufgebahrt werden konnten. Dafür griff die Gemeinde 1975 nochmals tief in die Tasche und kaufte eine Kühlung.

Was bei meinen Recherchen sehr verwunderlich war, ist, das die Friedenskirche von der politischen Gemeinde Heber gebaut wurde und nicht von der christlichen. Aber durch Veränderungen im Kirchenkreis Rotenburg wurde die Heberer Kirche 1959 von der Landeskirche übernommen, mit dem noch nicht ganz abgezahlten Darlehen. Auch die Forderungen der Heberer alle kirchlichen Handlungen hier abzuhalten wurde erfüllt.

Im Jahre 1983 erfolgte ein Anbau von Konfirmandenraum, Jugendraum, Küche, Toiletten und einem neuen Raum zur Aufbahrung der Verstorbenen. Es gab in den 90iger Jahren noch kleine Erneuerungen: Zahlentafeln und ein schöner Kerzenständer für die Taufkerze wurden angeschafft.

Der Pastor Frank Hasselberg, Pastor der Markus-Gemeinde in Schneverdingen, ist derzeit mit einer halben Stelle für die Friedenskirche Heber zuständig. Die Veranstaltungen in der Kirche sind: jeden Sonntag Gottesdienst, Frauenkreis, Jugendkreis, Kirche für Kinder, Konfirmandenunterricht. Außerdem besteht seit 1997 eine Mutter-und-Kind-Gruppe, wo Kinder 9 Stunden in der Woche betreut werden.

Seit dem 1. Oktober 1990 bin ich Küsterin in Heber und habe mich mit unserer Kirche befasst. Meine Frage, die sich mir zum Schluss noch stellt, ist die nach dem christlichen Symbolen in der Friedenkirche. Einige habe ich gefunden:
Die 7 Fenster im Kirchenschiff, sie stellen die 7 Schöpfungstage da.
Die Fenster sind vierfach unterteilt:
  • vier Elemente,
  • vier Jahreszeiten,
  • vier Evangelisten.
Sie sind mit grünen Glas versehen worden, grün - Farbe der Natur und der Schöpfung. Das runde Fenster über dem Altar symbolisiert den Kreis - ohne Anfang und Ende. Das Fensterinnere stellt eine Sonnenrosette dar. Das andere Fenster im Altarraum ist den Farben gold und gelb gehalten, gold ist die Farbe Gottes. Drei Stufen führen vom Innenraum zum Altar hoch, drei - wie der Dreieinige Gott.

Hildegard Bosselmann (1999)

(Nachweise: Hanna Brunkhorst, Familie Wiechern, Heinrich Köhn, Fritz Korte)